Barbara Elisabeth von Stritzky

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Seit März 2020 lebst Du mit der Pandemie – wie hat sich Deine Arbeit verändert und was empfindest Du im Rückblick?

Ich bin fest an einem Theater im Chor engagiert und bin von daher in dieser Pandemie in einer sichereren Situation und finanziell abgesichert. Selbstverständlich merke aber ich auch einen extremen Unterschied zu der Situation vor der Pandemie. Ich arbeite nebenher als selbstständige Sängerin, Musiktherapeutin und Gesangspädagogin und bin eigentlich viel unterwegs. Das alles fällt nun weg und ich habe plötzlich sehr viel Zeit und kaum etwas Sinnvolles zu tun. Die Oper ist seit einem Jahr in einem Ausnahmezustand und wir können nur sehr selten und unter sehr speziellen Auflagen proben. Dazu kommt die Frage nach und die Angst vor möglichen Ansteckungen innerhalb des Ensembles und der Absicherung im Krankheitsfall. Ich habe ein Ensemble für alte Musik und Anfang 2021 eine CD herausgebracht. Durch die Pandemie fallen alle Releasekonzerte aus und wir starten in ein sehr komisches Jahr und sind sehr traurig schon so lange nicht miteinander proben und auftreten zu können.

Was hat Dir in dieser schweren Zeit geholfen, Dich selbst zu motivieren, durchzuhalten und weiter zu machen?

Wir sind sehr glücklich Förderungen durch Stipendien und die Coronahilfen bekommen zu haben und haben viel in diesem Jahr über digitale Projekte gelernt. Ich habe die plötzlich gewonnene Zeit genutzt mir Gedanken zu machen über neue Projekte und meine berufliche Zukunft.

Seit November gibt es – wie schon ab März 2020, wieder komplette Einschränkungen für die Kulturbranche – Wie wirst Du mit den weiteren Maßnahmen, die es seit Anfang des Jahres gibt und die jetzt weiter verlängert wurden umgehen und welche Folgen haben diese für Dich?

Natürlich fallen weitere Konzerte weg und ich habe genau seit einem Jahr nicht mehr als Elementarpädagogin gearbeitet und vermisse sehr die Arbeit mit den Kindern.

Welche Folgen hätte es für die Kulturbranche und für Dich persönlich, wenn es weitere Verlängerungen bis in den März oder sogar Ostern geben würde?

Wir haben gerade mit den Proben für ein Projekt im Mai begonnen, welches online konzipiert ist. Proben müssen wir aber selbstverständlich live und wir werden immer unsicherer, ob es realisierbar bleibt, da die Probenzeit und die Örtlichkeiten, die Musiker beherbergen immer weniger werden.
Würde dieses Projekt auch wegfallen, ist die Arbeit von zwei Jahren immer noch ohne Ziel und Aufführung.

Welches Projekt kannst Du im Rückblick seit März 2020 für Dich selber als wichtig erachten?

In der Oper haben wir eine Zauberflöteninszenierung von Barry Kosky zu Beginn der Spielzeit 2020/21 aufgeführt, die Coronatauglich verändert wurde. Es war ein wirklich überzeugender Abend und sehr schön wieder einmal große Oper auf einer Opernbühne zu sehen und zu beleben.

Gibt es etwas Besonderes, worauf Du dich persönlich besonders nach Corona freust?

Ich freue mich sehr wieder Menschen begegnen zu können, gemeinsam zu musizieren sowie reisen zu können – ohne mich stark einschränken zu müssen.

Was erwartest Du für dich in 2022?

Ich hoffe geimpft zu sein und wieder meinen Beruf in allen seinen Facetten ausüben zu können.

Weitere Hinweise:
Ich weiß, dass es eine schwere Zeit ist für viele Soloselbständige ist, kann aber auch die Maßnahmen zur Reduzierung der Ausbreitung von COVID 19 verstehen.
Bin erschüttert, einerseits über den Hass im Netz, der über einzelne Politiker ausgeschüttet wird und insbesondere über die Verachtung und das Desinteresse, das den Soloselbständigen entgegengebracht wird.
Ich hoffe auf ein baldiges Ende der Pandemie und den Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft.

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